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Die sechs Dimensionen guten Designs

Leider verstehen die meisten Menschen unter Design vor allem etwas Formales, etwa die Formgebung eines Tisches, einer Kaffeetasse, eines Messers. Wir verstehen darunter ein (mehr oder weniger) gelungenes visuelles Erlebnis. ––––––––– Und noch etwas. Prozessdesign, Organisationsdesign, Computational Design.

Allein diese Aufzählung signalisiert (sic!), dass es sich bei den genannten Phänomenen weniger um einen visuellen Output oder ein gestaltetes Artefakt handelt, als vielmehr um „the idea of designing without a product, as a process or way of living.“ (C. Thomas Mitchell, zit. bei dennis-oswald.de) Solch ein erweiterter Designbegriff leitet unsere kommunikationsstrategische Arbeit ebenso wie die Umsetzung unserer Konzepte in sämtliche Medien.

Unser Verständnis von Design hebt ab auf den gestalterischen Entwicklungs- und den ästhetischen Wirkprozess unserer Arbeiten. Einfacher gesagt: auf die Qualität des Mediendesigns.


Prozess und Qualität sind dabei bestimmt von sechs Dimensionen, die wir Ihnen nachfolgend beispielhaft vorstellen möchten. Beginnen wir mit der inhaltlichen Auflösung des Akronyms D E S I G N, so wie wir es verstehen:

D__enken
E__ntwerfen
S__innstiften
I __nszenieren
G__ewichten
N__eugier wecken


Wie es sich bei gutem Design gehört, geht es dabei vor allem um die Wirkung ikonischer Bilder, die das Zeug zum großen Kopfkino besitzen.

Zur Erläuterung: 

Denken, Wissen, Einordnen sollten stehen gegen gestalterische Beliebigkeit und mögliche überbordende Selbstverliebtheit. ––––––––– Entwerfen verweist auf ein Können, das in der Lage ist, sichtbar zu machen, was eine Form, ein Erscheinungsbild, ein Zeichen „meint“, wie es verstanden werden soll. ––––––––– Sinnstiften wiederum erfordert eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Qualität der Formgebung, ggfs. nach Funktionalität sowie nach der Angemessenheit von Farb- und Materialeinsatz. ––––––––– Inszenieren meint den ästhetischen Akt der Vermittlung eines Designobjektes, durch den es ein Publikum für sich einnehmen will. ––––––––– Gewichten ist das Urprinzip allen Gestaltens insoweit, als es nachgerade identisch damit ist: Gestalten heißt gewichten. Insoweit begleitet es recht eigentlich den gesamten Designprozess – vom ersten Entwurf, über „Prototyping“ bis zur seriellen Fertigung und der nachfolgenden Inszenierung, die ihrerseits gewichtet vorgenommen werden sollte (etwa durch sehr reduzierten Einsatz von extremen Spektakelchen). Schließlich umfasst unser Designverständnis als wesentliches Qualitätsmerkmal die „Wirkkraft“ (Neugier wecken) eines Objektes, eines Modells oder eines bewusst und klug gestalteten Prozesses („Prozess-Design“, s.o.). ––––––––– Neugier wecken und befriedigen durch Ansprechen und Befriedigen eines menschlichen Bedürfnisses oder, noch besser, einer menschlichen Sehnsucht – darum geht es unseres Erachtens in jeder Form von professioneller Kommunikation. An anderer Stelle (LinkedIn Beitrag „Die fünf Gebote der Kommunikation“) haben wir diese Dimension mit „Menschen einnehmen“ und „Eindruck hinterlassen“ umschrieben.

Nun aber zu unseren einnehmenden Beispielen aus der Praxis.


Abb. 1 // Studienarbeit von Petra Schinköthe für Laffon Europe

Dieses „metallische Croissant“ (Abb. 1) ist eine Studienarbeit der Autorin und zeigt am fertigen Objekt, was immer am Anfang des Designprozesses stehen sollte: D wie Denken. Ge- und bedacht hat sie seinerzeit, nachdem die Aufgabe hieß, „gestalten Sie ein Kosmetik-Kit“, Folgendes: Gesucht wird ein „Handschmeichler“, der exklusiv anmutet, einfach und sicher in der Bedienung sowie recycle- und bezahlbar ist. ––––––––– Gut gedacht, gut gemacht.



Die Entwurfsarbeit (Abb. 2) – aber lesen Sie selbst.

Abb. 2 // Studienarbeit von Petra Schinköthe für Laffon Europe (Sketch)



Unser drittes Beispiel (Abb. 3) zeigt sehr schön, warum wir diesen Blogbeitrag so wichtig finden: Design sollte nach Möglichkeit niemals l’art pour l’art sein. ––––––––– Stattdessen: L’art pour la vie! Wir nennen diese Dimension guten Designs „Sinnstiftung“.

Abb. 3 // Kabui Bay, Irian Jaya, Indonesien


Abb. 4 // Eames Wire Chairs (designed by Charles and Ray Eames, 1951-1953) 

„Inszenierung“ (Abb.4) klingt nach Spektakel, bunten Scheinwerfern, roten Teppichen. Wir meinen hingegen a) „Selbstinszenierung“, das heißt die Arbeit spricht dank ihrer ästhetischen Qualität für sich selbst. Und b) eine dem Anwendungsumfeld angemessene Präsentation. Dies leitet bereits wunderbar über zu Abbildung 5.

Abb. 5 // Kapelle Notre-Dame-du-Haut, Architekt: Le Corbusier 

Dieses ikonische Architekturdenkmal von einem der Größten seines Fachs (gerne mit LC abgekürzt) verweist auf den unseres Erachtens wichtigsten Aspekt guten Designs, ––––––––– auf die sensible Gewichtung all der Teile, die einen Designprozess bzw. ein Designobjekt ausmachen.


Sind sämtliche dieser fünf Design-Dimensionen sorgfältig bedacht und handwerklich nach den Regeln der Kunst gemacht, sollte das Ergebnis wie folgt faszinieren: (Abb. 6)

Abb. 6 // Alessi JUICY SALIF Zitronenpresse (designed by Philippe Starck)

Neugierig geworden? Einfach melden: sparring@ueoe.de. Wir würden uns sehr freuen, etwas mehr Schönheit und Klugheit in Ihre Kommunikationslandschaft bringen zu dürfen!


Autor:in

Petra Schinköthe

6 Beiträge

Designerin, Typographin, Illustratorin ––––––––– 30 Jahre Markenkommunikation & Eventdesign; 15 Jahre Unternehmenskommunikation für Unternehmensberatungen; Schwerpunkte: Entwicklung & Umsetzung von visuellen Leitsystemen: Corporate Design, Bildsprache, Foto & Illustration, Infografiken; Kernkompetenzen: Visualisierung von Unternehmensstrategien und Leistungsbereichen, Art Direction Film, SocialMedia Campaigning = Entwicklung & Umsetzung ganzheitlicher Gestaltungskonzepte
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Dr. Volker Düsberg

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Strategieberater, Journalist, Werbetexter, Autor ––––––––– 35 Jahre Markenkommunikation, 20 Jahre Unternehmenskommunikation, davon 15 Jahre exklusiv für Unternehmensberatungen; Schwerpunkte: Konzeption & Text, Longcopy, Drehbücher, Ghostwriting; Kernkompetenzen: Wettbewerbsstrategien analysieren & entwickeln; Geschäftsmodell-Redesign; Positioning; Corporate Messaging: Slogans, Claims, Naming; Storytelling; Branchenstudien-Design & -Ausformulierung = Entwicklung & Umsetzung ganzheitlicher Kommunikationsstrategien
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